Stabwechsel bei der Caritas-Kreisstelle Nürnberg-Süd: Hildegard Scharvogel (65) ist gestern nach genau 28-jähriger Mitarbeit und davon 21 Jahren als Leiterin in den Ruhestand verabschiedet worden. Gleichzeitig wurde der 51-jährige Michael Glaser vom stellvertretenden Eichstätter Caritasdirektor Alfred Frank offiziell als Nachfolger bei einem kleinen Festakt mit rund 40 Vertretern aus Kirche, Caritas und Wohlfahrtspflege eingeführt. Bei einem Festgottesdienst dankte der Pfarrer der Gemeinde Heiligste Dreifaltigkeit in Nürnberg-Langwasser, Stephan Müller, Hildegard Scharvogel für ihr langjähriges Engagement und Glaser für seine Bereitschaft, die Herausforderung der Leitung der sozialen Beratungsstelle anzunehmen.
Ende einer Ära
„Mit Ihnen geht eine Ära zu Ende. Als ich vor 25 Jahren hier Kaplan wurde, waren Sie schon da. Wir verabschieden Sie in den beruflichen Ruhestand, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie sich zur Ruhe setzen werden“, lobte Müller Scharvogels Einsatz für Menschen in Not. Sie habe wesentlich dazu beitragen, dass „Caritas als lebendiges Gesicht der Kirche“ wahrgenommen werde, so der Pfarrer. Alfred Frank würdigte, dass die scheidende Kreisstellenleiterin ihre Arbeit nach dem Motto „Wo Caritas drauf steht, muss Caritas drin sein“ geleistet habe. Ein besonderes Beispiel dafür seien Einzelfallhilfen gewesen, für welche Scharvogel nach eigenen Angaben seit 2004 bei über einem Dutzend Stiftungen mehrere hundert Anträge stellte und dabei im Durchschnitt mehr als 480 Euro Unterstützung pro Familie erwirkte. Neben der Beratung hat ihr auch stets die Bewusstseinsbildung für soziale Themen sehr am Herzen gelegen. So hielt sie zahlreiche Vorträge über Wohlfahrtsverbände und deren Aufgaben, aber auch zum Beispiel über Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen in Pfarreien und bei Aussiedlerwochen der Ackermanngemeinde. Die Situation von Spätaussiedlern und hierbei insbesondere deren familiäre Probleme waren ihr ein besonderes Anliegen, seit sie über dieses Thema 1976 bereits ihre Diplomarbeit im Sozialpädagogikstudium geschrieben hatte.
Gerade die Herausforderung Migration spielt für die Arbeit der Caritas-Kreisstelle eine herausragende Rolle, sodass an ihr inzwischen zwei Mitarbeiterinnen speziell in der Flüchtlings- und Integrationsberatung tätig sind. „Unsere Klienten hier in Nürnberg-Langwasser kommen aus aller Welt. Etwa 40 verschiedene Herkunftsländer zähle ich jedes Jahr – von Brasilien bis zu den Philippinen, von Estland, Russland, Tatarstan, Kasachstan bis Italien und Pakistan – um nur wenige zu nennen“, erklärte Scharvogel beim Festakt. Sie selbst war vor allem in der Allgemeinen Sozialberatung engagiert. Dazu verschwieg die Caritasengagierte nicht, dass nicht alle Hilfesuchenden immer angenehm aufgetreten seien, „aber immer waren es Menschen, die Hilfe brauchten, die nach Überwindung ihrer Scheu vertrauensvoll ihr Herz geöffnet haben“. Mehrere Klienten beriet sie sehr lange, „manchmal hat sich ein Schicksal erst nach vielen Jahren Beratungskontakt gewendet.“ Der Direktor des Caritasverbandes Nürnberg, Michael Schwarz, bescheinigte Scharvogel „mit großer Glaubwürdigkeit“ gewirkt zu haben, der Geschäftsführer des Caritasverbandes Nürnberger Land, Michael Groß, dankte für ihre jahrelange „freundschaftliche Zusammenarbeit“. Beide boten nun auch Michael Glaser eine enge Kooperation an, damit deutlich werde, dass unterschiedliche Caritasorganisationen in Nürnberg und Umgebung „im selben Geiste“ handeln, wie Groß sagte.
Der Diplom-Sozialpädagoge Michael Glaser war von 1997 bis 1999 zweieinhalb Jahre gemeindlicher Jugendpfleger bei der Stadt Neumarkt in der Oberpfalz im Bereich der offenen Kinder-und Jugendarbeit. Anschließend arbeitete er im berufsvorbereitenden Lehrgang für Jugendliche beim Deutschen Orden im Berufstechnologiezentrum Neumarkt. Seit Herbst 2000 war er bei der Caritas-Kreisstelle Neumarkt – die wie die Kreisstelle Nürnberg-Süd dem Caritasverband für die Diözese Eichstätt angehört – in den Fachdiensten „Gesetzliche Betreuungen“ und „Allgemeine Sozialberatung“ tätig. Neben diesen Hauptaufgaben engagierte er sich zudem zwölf Jahre lang in der Mitarbeitervertretung des Diözesan-Caritasverbandes für die Bereiche Zentrale, Kreis- und Erziehungsberatungsstellen, zeitweise im Vorstand. Bereits seit Anfang 2005 war Glaser stellvertretender Leiter bei der Caritas Kreisstelle Neumarkt.
Menschen abholen, wo sie stehen
Grundsätzlich liegt dem neuen Kreisstellenleiter in Nürnberg daran, „ Menschen in unserer Beratungsstelle dort abzuholen, wo sie stehen und sie mit ihren Schwierigkeiten ein Stück ihres Lebensweges zu begleiten“. Zudem ist es „mir ein großes Anliegen, den menschlichen Umgang miteinander und die gute Zusammenarbeit, die in unserer Beratungsstelle herrschen, fortzuführen“, sieht Glaser sich auch hier besonders der Mitarbeiterschaft verpflichtet. Seiner Vorgängerin dankte Glaser beim Festakt für die „aufopferungsvolle Einarbeitungszeit“ seit Juli. Seit 1. September ist Hildegard Scharvogel offiziell ausgeschieden und leitet Glaser die Kreisstelle.
Der Nürnberger Pfarrer Stephan Müller (links) und der stellvertretende Eichstätter Caritasdirektor, Alfred Frank (rechts), verabschiedeten Hildegard Scharvogel und führten Michael Glaser offiziell als Nachfolger ein. Foto: Caritas/Esser
HINTERGRUND
Die Caritas-Kreisstelle Nürnberg-Süd gibt es seit 1967. Sie ist heute eine von sieben Caritas-Kreisstellen im Bistum Eichstätt. Die Kreisstelle Nürnberg-Süd mit Sitz im Stadtviertel Langwasser unterhält Außenstellen in Altdorf und Eibach. Dienste sind derzeit die Allgemeine Sozialberatung, Flüchtlings- und Integrationsberatung, Freizeiten und Erholungen, eine Kleiderkammer, Kurberatung und Rechtliche Betreuungen. Letzterer Dienst ist 2014 unter der Regie der bisherigen Kreisstellenleiterin Hildegard Scharvogel eingeführt worden. Bei der Caritas-Kreisstelle sind im Moment insgesamt sieben Personen in Beratung und Verwaltung in Voll- sowie Teilzeit beschäftigt. Mehr Informationen über die soziale Beratungseinrichtung gibt es unter www.caritas-kreisstelle-nuernberg-sued.de